Vor der Walpurgisnacht, in der ja die Hexen los sein sollen, gehen mir wieder die Zeilen eines Kinderbüchleins durch den Kopf. „Morgens früh um sechs kommt die kleine Hex’, morgens früh um sieben schabt sie gelbe Rüben, morgens früh um acht wird Kaffee gemacht, morgens früh um neune geht sie in die Scheune, morgens früh um zehne macht sie Holz und Späne, feuert an um elf …“ Kennen Sie vermutlich auch. Vor mehr als 30 Jahren habe ich meinen Kinder ein ums andere Mal den Text vorgelesen. Irgendwann konnte ich ihn auswendig. Dann waren die Kinder plötzlich zu groß und es hatte sich ausgehext. Jetzt hatten die zweieinhalbjährigen Enkel das Bändchen plötzlich in der Hand und gaben es mir mit der ultimativen Aufforderung: „Opa lesen, bitte.“ Aber ich brauchte nicht zu lesen, alle Worte waren wieder da bis hin zu: „…kocht dann bis um zwölf Fröschebein und Krebs und Fisch, hurtig Kinder komm zu Tisch.“ Erstaunlich, was man so alles im Kopf hat.