Der Herr der Clowns

Hans-Dieter Hormann öffnete vor fünf Jahren in Leipzig ein Museum für die Spaßmacher. Entstanden ist eine einzigartige Sammlung in Europa. (2015)

Hans Dieter Hormann zwischen Clown Ferdinand (.) und Oleg Popov - zuminedest ihren Kostümen
Hans Dieter Hormann zwischen Clown Ferdinand (.) und Oleg Popov – zumindest ihren Kostümen

Eines darf man nicht haben, wenn man sich mit Hans-Dieter Hormann einlässt – Coulrophobie, Angst vor Clowns. Denn Hormann ist der Herr der Clowns, lebt mitten unter ihnen, hat sie zu seinen Freunden gemacht. Der 67-Jährige ist ein Exot und hat ein Clownmuseum. Das einzige in Europa, sagt er, und gar nicht weit weg. In zwei Ladenlokalen im Osten von Leipzig grinsen einen Tausende von Clowns an, von Plakaten oder als Figuren. „Ich schätze, dass ich etwa 10 000 Exponate habe, 60 Prozent habe ich hier ausgestellt“, sagt Hormann.

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Tausende Exponate hat Hormann für das Clownmuseum zusammengetragen.

Als kleiner Junge hat er in einem Schaufenster eine Clownfigur gesehen. „Die saß auf einem Koffer und hob abwechselnd Arme und Beine“, erinnert er sich. Das hat ihn fasziniert. Er wollte mehr über Clowns wissen, fand wenig. Aber immerhin eine Biografie von Grock (1880 -1959), den Hormann für den größten Clown des Planeten hält. Und in der Lehrzeit kaufte sich der gebürtige Mönchengladbacher seine erste Clownfigur – 12,50 Mark legte er dafür hin. „Das war sozusagen der Anfang, diese Figur habe ich heute noch, die steht aber nicht im Museum, sondern zu Hause.“

Auszeichnung für Hans Dieter Hormann und seine Initiative Clownmuseum
Auszeichnung für Hans Dieter Hormann und seine Initiative Clownmuseum

Das Museum gründete er vor fünf Jahren. „Ich habe immer mal darüber nachgedacht, meine Sammlung zu zeigen, aber nie während meines Berufslebens daran geglaubt, dass das möglich sein kann.“ Und der Start gestaltete sich auch schwierig. „Sagen Sie mal einem Vermieter, Sie suchen Räume für ein Clownmuseum, der hält das für einen Witz.“ Platz in der Leipziger Innenstadt war zu teuer. In der Reiskestraße, einer Parallelstraße der Riebeckstraße, unweit von Alter Messe, Russischer Gedächtniskirche und Deutscher Nationalbibliothek, nahe bei Straßenbahnhaltestellen wurde er schließlich fündig.

Inzwischen haben sich berühmte Clowns in sein Gästebuch eingetragen. Der Russe Oleg Popov allen voran. Auch Antoschka war da, die derzeit als berühmteste Clownsfrau gilt, Pauli vom Zirkus Aeros genauso wie der Schweizer Pic, der einst Erfolge bei Roncalli feierte, und viele mehr. Dass Hormann in Leipzig Clowns ein Denkmal setzt, hat sich herumgesprochen. So kommt er auch zu neuen Exponaten. Das Originalkostüm von Clown Ferdinand, verkörpert vom tschechischen Schauspieler Jirí Vrstala, über den ab 1956 bis in die 80er Jahre Millionen Kinder vor DDR-Fernsehern lachten, steht symptomatisch dafür. „Das Kostüm tauchte beim Umbau des Friedrichstadtpalastes auf und ging an ein Artistenmuseum in Klosterfelde“, erzählt Hormann. Er hätte es gern gehabt, aber das Museum gab es nicht her. Als es geschlossen wurde, wanderte das Kostüm zu einem Trödler. „Gerald Ruppert hat es entdeckt, hat es aufarbeiten lassen und gesagt, das gehört ins Clownmuseum“, erzählt Hormann weiter. Ruppert – da war doch was. Ja klar, das ist der Mann mit dem Mäusezirkus aus Markkleeberg bei Leipzig. In der Szene hilft man sich. Wohl auch wissend, dass Hormann mit seinen Clownexponaten kein Geschäft macht. Wen wundert’s bei einem Euro Eintritt. Dann ist aber auch schon die Führung dabei. Denn nur zum Gucken kommt man kostenlos hinein.

Das Kostüm von Clown Ferdinand hat heute natürlich einen Ehrenplatz im Museum, gleich neben dem vom weltberühmten Oleg Popov.

KHans Dieter Hormann mit seinem Gästebuch, Eintragung von Clown Oleg Popow
Hans Dieter Hormann mit seinem Gästebuch, Eintragung von Clown Oleg Popow

Dass es das Museum heute in Leipzig gibt, ist eigentlich einem Zufall zu verdanken. Hormann, beruflich als Bauingenieur und Architekt tätig gewesen, hatte 1989 die Ereignisse von Leipzig im Fernsehen verfolgt und bekam 1991 das Angebot, zu einem Architekturbüro nach Dresden zu gehen. „Als ich mich dort vorstellen wollte, war der Chef gerade in Leipzig, also fuhr ich von Dresden hierher, fand den Ring, bin dreimal drumrum gefahren, wo zwei Jahre zuvor die Demonstranten unterwegs gewesen waren.“ Da stand für ihn fest, wenn Osten, dann Leipzig. Und er bekam den Job und bekam ihn in Leipzig. Samt seiner Clownsammlung zog er um und schenkte der Stadt schließlich am 19. April 2010 das Museum.

Viele Kostüme von Clowns
Viele Kostüme von Clowns

Seit der Clownfigur, die er sich Anfang der 60er Jahre vom Lehrlingsgeld gekauft hatte, hat er gesammelt. „Als sich das herumsprach im Freundes- und Bekanntenkreis, bekam ich auch viel geschenkt.“ Seit es das Museum gibt, wird ihm immer mehr angetragen. Nicht zuletzt von den Clowns selbst, die sich der Einzigartigkeit des Museums für ihre Zunft durchaus bewusst sind. Und die Besucher kommen – aus ganz Deutschland, wie Hormann erzählt, aber auch aus Italien, Belgien, Holland, der Schweiz. Vor kurzem kam sogar eine E-Mail aus den USA von einem Clown, der für eine US-Zirkuszeitung schreibt. Das Leipziger Clownmuseum hat sich also auch schon bis über den großen Teich herumgesprochen.

Clownmuseum Leipzig,

Reiskestraße 14, 04317 Leipzig,

Telefon: 0170 /3 11 03 32,

E-Mail: kontakt@clown-museum.de,

Internet: www.clown-museum.de

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Freitag 11 bis 17 Uhr,